NABU-Projekt „Herdenschutz Niedersachsen“ geht ins achte Jahr
Seit 2017 leistet das NABU-Projekt Beratung, Wissenstransfer und praktische Unterstützung für die Umsetzung wirkungsvoller Herdenschutzmaßnahmen. Mehr →
30. November 2023- „Ein flächendeckender und fachgerechter Herdenschutz wird von den allermeisten Wölfen respektiert. In den wenigen Fällen, in denen trotz Herdenschutz Weidetiere gerissen werden, stimmt auch der NABU einer Entnahme von Wölfen zu“, so NABU-Landesvorsitzender Dr. Holger Buschmann. „Vereinfachte Abschüsse nach den neuen Vorschlägen von Bundesumweltministerin Lemke sind das letzte Mittel der Wahl und keine pauschale Bejagung von Wölfen – das befürworten wir ausdrücklich.
Was nicht geht, ist, den sogenannten Grundschutz als Grundlage zur Abschussgenehmigung zu machen, den bisher jedes Bundesland selbst regelt. In Niedersachsen entsprechen diese Regelungen nicht dem fachlich empfohlenen Herdenschutz. Bei Rindern und Pferden gilt beispielsweise bisher, dass eine Herde ab zwei Tieren per se selbst wehrhaft ist – dies als funktionierenden Herdenschutz auszulegen ist völlig absurd. Der Grundschutz ist dazu da, um Weidetierhaltenden einfacher eine Entschädigung bei Rissen zukommen zu lassen, er hält aber nicht wirklich Wölfe von Rissen ab. Der NABU Niedersachsen unterstützt die Vorgehensweise, dass relativ barrierearm Entschädigungen gezahlt werden. Dies darf aber nicht dazu führen, dass Wölfe, die den Grundschutz überwinden, als Problemwölfe tituliert werden.“
Wie fachgerechter Herdenschutz funktioniert, zeigt das NABU-Projekt „Herdenschutz Niedersachsen“ sehr eindrücklich: Bei mehr als 160 Weidetierhaltungen gab es seit Beginn des Projektes in 2017 nicht einen Wolfsübergriff. Schwerpunkt der praktischen Projektarbeit ist die Installation der empfohlenen fünfreihigen 1,20 Meter hohen Elektrofestzäune mit gespanntem Stahldraht als elektrischem Leiter für Schaf-, Ziegen- und Rinderhaltungen (oder für Pferde bis 1,40 Meter Höhe).
Dr. Buschmann weiter: „Die meisten Risse geschehen an ungeschützten Weiden. In der öffentlichen Wahrnehmung wird jedoch oft ausschließlich über die Anzahl der Risse gesprochen, nicht aber, ob die Nutztiere geschützt waren oder nicht. Der NABU fordert mehr Unterstützung für die Weidetierhaltung in der Agrarpolitik und dass alle zur Verfügung stehenden Fördermöglichkeiten für Herdenschutz ausgenutzt, und neben den Materialkosten auch die zusätzliche Arbeitsleistung finanziell honoriert wird. Grundsätzlich ist die Weidetierhaltung in Deutschland nach wie vor gegenüber anderen Haltungsformen schlechter gestellt, obwohl sie nachweislich die tierwohlgerechtere und für den Naturschutz wertvollere Haltungsform ist.“
Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen NABU-Forderung
Studien und Untersuchungen in mehreren Ländern bestätigen, dass an fachgerechtem Herdenschutz bei Wolfspräsenz kein Weg vorbeiführt. Frankreich beispielsweise hat eine Abschussquote und verzeichnet trotzdem weiterhin sehr hohe Nutztierrisszahlen. In den USA haben langjährige Untersuchungen ergeben, dass die Rissvorkommen bei einer zerstörten Rudelstruktur durch Abschuss einzelner Wölfe sogar steigen können.
Eine Studie in der Slowakei hat erst kürzlich ergeben, dass es dort keinen Zusammenhang zwischen der Anzahl an gerissenen Weidetieren und der Anzahl an geschossenen Wölfen gibt. Die Wissenschaftler der Studie empfehlen ebenfalls die weitläufige Anwendung und Unterstützung von Herdenschutzmaßnahmen, wie Herdenschutzhunden oder Zäunen, um die Koexistenz von Wölfen und Weidetierhaltenden zu ermöglichen. Gleichzeitig ist bereits in Deutschland nachgewiesen, dass die Rissereignisse in den Regionen deutlich zurückgehen, wo ein fachgerechter Herdenschutz flächendeckend umgesetzt wird.
Seit 2017 leistet das NABU-Projekt Beratung, Wissenstransfer und praktische Unterstützung für die Umsetzung wirkungsvoller Herdenschutzmaßnahmen. Mehr →
Das Projekt „Herdenschutz Niedersachsen“ verfolgt das Ziel, Herdenschutzmaßnahmen und wolfsabweisenden Grundschutz zu etablieren, wo nötig. Mehr →
Auf dieser Seite werden die wichtigsten Fragen zum NABU-Herdenschutzprojekt und zum Herdenschutz allgemein beantwortet.
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