Stechmücken, Fruchtfliegen und Wespen
Plädoyer für einen naturverträglichen Umgang
Sssssss, ssssss, sssss-t. Der hohe, sirrende Ton der Stechmücke versetzt uns in Alarmbereitschaft, gehört aber zu einem Augustabend am Wasser wie.... ja, wie die Wespe zum Pflaumenkuchen, wie die Fruchtfliege zur sommerlichen Obstschale.
Die Naturphänome sind schnell erklärt: Sommerliche Wärme nach regenreichen Wochen bietet ideale Brutbedingungen für Mücken. Durch den vielen Regen in den letzten Tagen haben sich Tümpel oder Pfützen gebildet, die sich ideal für die Eiablage eignen. Es dauert ca. zwei Wochen, dann sind die Stechmücken voll entwickelt und die Weibchen machen sich auf die Suche nach Blut, das sie für die Entwicklung ihrer Eier benötigen. Picknickende oder sonnenbadende Menschen sind ihnen dabei ebenso willkommen wie Säugetiere oder Vögel.
Auch die Wespen, die sich aktuell gern an unseren frischgebackenen Pflaumenkuchen oder am Grillfleisch laben, sind eigentlich auf der Suche nach Nahrung für den Nachwuchs. Denn für sie beginnt die Mangelzeit, sobald die Lindenblüte vorüber ist. Zugleich erreichen die Völker ihre volle Größe und die Arbeiterinnen müssen ausschwärmen, um die Nachkommenschaft mit Nahrung zu versorgen. Die zuckerhaltige Nahrung wie Saft und Kuchen dient dabei dem eigenen Energiestoffwechsel, der eiweißhaltigen Fleischstückchen bedarf der Nachwuchs.
Und die Fruchtfliegen? Sie lockt der verführerische Duft von reifem Obst, Fruchtsaft oder gärenden Lebensmitteln. Von ihnen ernähren sich die Fliegen und auch für die Fliegenweibchen sind sie wichtig, um ihren Nachkommen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen: Bis zu 400 Eier legt die Drosophila melanogaster in faulendes Obst, das den Larven als Nahrungsgrundlage dient.
Was tun – Blut, Obst und Kuchen für den guten Zweck spenden?
Das wäre in der Tat ein möglicher, naturbewusster Umgang mit den Insekten, die im Ökosystem eine sehr wichtige Rolle einnehmen. Denn Mücken und deren Larven sind wichtige Beute für andere Tiere wie Spinnen, Fische, Amphibien, Libellen und Vögel. Wespen wiederum erbeuten selbst Fliegen, Blattläuse, Raupen Käferlarven und andere Insekten, sind somit quasi natürliche "Schadinsekten-Vernichtungsmittel".
Dennoch können auch Naturfreunde ohne schlechtes Gewissen Vorkehrungen treffen, um die Anzahl von Wespen, Fruchtfligen und Stechmücken in Haus und Garten möglichst gering zu halten. Dabei appelliert der NABU jedoch, nur auf natürliche Mittel zurückzugreifen und die Finger von chemischen Mitteln zu lassen. Auch von elektronischen Insektenfallen rät der NABU dringend ab, denn durch sie werden auch Insektenarten angelockt und getötet, die bei uns auf der Roten Liste stehen.
Naturfreundliche Tipps für den Umgang mit den tierischen Störenfrieden
Generell gilt: Vorsorge treffen! Konkret bedeutet dies: Im Sommer verstärkt auf peinliche Hygiene im Haus achten, also den Biomüll jeden Tag entleeren, die Mülleimer danach sorgfältig reinigen. Keine Bioabfälle herumliegen lassen und auch das Obst oder den Obstkuchen nicht unbedeckt stehen lassen. Entweder eine luftdicht schließende Abdeckung darüberlegen oder ab damit in den Kühlschrank – im obersten Fach halten sich auch kälteempfindliche Obstsorten. Kuchen kann man nach dem Abkühlen einfach wieder in den Backofen stellen. Dort ist er sicher vor Wespen und Fruchtfliegen.
Wer viel pflückreifes Obst im Garten hat: Entweder jeden Tag frisch ernten und das Obst möglichst gleich verzehren oder mückenfest lagern oder es gleich weiterverarbeiten (einfrieren, Konfitüre kochen etc.). Fallobst umgehend aufsammeln.
Auch für Nahrungsmittel im Freien gilt: konsequent abdecken. Reste sofort wegräumen.
Die Küche immer gründlich lüften, damit der betörende Duft des reifen Obstes nicht ganze Fruchtfliegen-Kavallerien anlockt. Aus diesem Grund sind mit Essig und Spülmittel angereicherte Schälchen mit Wasser in der Küche auch nur bedingt empfehlenswert: Zwar sind diese unter Umständen effektive Fruchtfliegenfallen, ziehen aber gleichzeitig auch noch mehr der Tiere an. Besser: Fruchtfliegen mit Gerüchen vertreiben, die sie nicht mögen, die aber für uns Menschen sehr angenehm riechen, wie z.B. frischer Basilikum, aber auch Nelkenöl oder Sandelholz.
Sinnvoll kann es auch sein, Wespen beim Picknick durch eine abseits stehende Flasche mit süßem Inhalt abzulenken, ihnen also einen eigenen "Fressplatz" einzurichten. Übrigens: Wespen werden auch von dem süßlichen Geruch von Parfum angezogen, darauf sollte man beim Tafeln im Grünen ebenfalls verzichten. Da Autan gegen Stechmücken nicht in jedem Fall wirksam ist, kann man probehalber auch darauf verzichten, denn Autan lockt ebenso die Wespen an.
Und was tun gegen die Stechmücken? Am besten schützt man sich durch lange Kleidung, Jeans oder leichte Regenjacken, auch wenn dies bei sommerlichen Temperaturen nicht immer angenehm ist. Fliegengitter am Fenster anbringt und ein Mückennetz an der Veranda hilft ebenfalls. Seine Nachtruhe kann man schützen, indem man nachts bei geschlossenen Fenstern schläft – auch wenn's schwerfällt. Vor dem Schlafengehen noch mal lüften, danach die Fenster schließen und das Zimmer nach unerwünschten Eindringlingen absuchen.
Langfristig ist es sinnvoll, Maßnahmen zu ergreifen, durch welche die Natur selbst regelnd tätig werden kann. Wer seinen Balkon und Garten naturnah gestaltet und so dafür sorgt, dass sich Fressfeinde von Mücken wohlfühlen, dem helfen Libellen, Vögel und Fledermäuse freiwillig bei der natürlichen "Insektenvernichtung".
Insektenstiche vermeiden und behandeln
Wespen stechen, sobald sie sich bedroht fühlen. Schlagen Sie deshalb nicht nach den Tieren! Auch "sanftes" Anpusten sollte vermieden werden, denn das Kohlendioxid Ihres Atems ist ein Alarmsignal für die Tiere und versetzt sie in Angriffshaltung.
Die Stacheln der Honigbiene, Wespe und Wildbiene sind jeweils unterschiedlich aufgebaut. Der Stachelapparat ist mit einer Giftblase und zwei Giftdrüsen kombiniert. Während Faltenwespen den Stachel zur Erbeutung von Insekten, zur Eiablage und zur Verteidigung nutzen, benutzen ihn Bienen zur Verteidigung des Nestes und ebenfalls zur Eiablage. Die Stachel von Wildbienen (außer Hummeln) und Grabwespenarten sind so gebaut, dass sie die menschliche Haut nicht durchdringen können. Die Angst vor dem Stich der Hornisse ist groß. Doch der Volksmund hat in diesem Fall ausnahmsweise nicht Recht mit der Aussage, dass sieben Hornissenstiche ein Pferd und drei Stiche einen Menschen töten können. Für einen Menschen sind erst ca. 1.000 Stiche der Hornisse lebensgefährlich und das Gift der Biene ist sogar zehnmal stärker als das der Hornisse.
Tatsächlich kann jedoch schon ein Stich von einer Hornisse, einer Biene oder einer Wespe für einen Allergiker gefährlich sein, da es aufgrund einer Überreaktion des Körpers zu einem anaphylaktischen Schock kommen kann. Auch bei Stichen an Auge und Mund ist Vorsicht geboten. In diesen Fällen sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Ansonsten den Stich gut kühlen. Salmiakgeist auf die Stichstelle einmassieren wirkt ebenso lindernd wie Zitronensaft oder eine halbe Zwiebel aufzutragen. Gegen den Juckreiz bei Mückenstiche hat sich das Hausmittel Apfelessig bewährt: die Einstichstelle damit vorsichtig betupfen. Man sollte sich möglichst nicht kratzen, dann verschwindet der Juckreiz meist innerhalb von einer halben Stunde ganz von allein.
Meistens wird bei Lästlings- oder Schädlingsbefall mit nicht angebrachter Panik und Übereifer reagiert. Oft reichen jedoch einfache und wenig belastende Maßnahmen zur Vorbeugung und Beseitigung aus. Mehr →
Zwischen Mitte August und Mitte September erreicht ein Hornissenvolk seinen Entwicklungshöhepunkt. Es kann dann 400 bis 700 Tiere zählen. Die Königin ist in der Lage, ganz gezielt Eier zu entwickeln, aus denen nur Drohnen und die Jungköniginnen schlüpfen. Mehr →