Kleingewässer – früher allgegenwärtig, heute fast verschwunden
Flachwasser-Gartenteiche als Lebensraum für seltene Arten
Flutmulden entlang von Flüssen und Bächen, Dorfteiche und auch Feuerlöschteiche – sie alle fallen unter die Kategorie Kleingewässer. Diese sind echte „Hotspots der biologischen Vielfalt“: Zahlreiche Amphibien, Fische und Wirbellose finden hier einen Lebensraum. Reptilien, Vögel und Säugetiere profitieren zusätzlich von ihrem ausgeprägten ökologischen Nutzen. Trotzdem werden Kleingewässer vielerorts ausgedeicht, trockengelegt oder zugeschüttet. Mittlerweile ist ein Großteil von ihnen verschwunden und damit auch die seltenen Arten, denen sie Lebensraum geboten haben.
Zum Erhalt biologischer Vielfalt spielen vom Menschen gemachte Gewässer eine große Rolle. Flachwasser-Gartenteiche – der Pflanzensoziologe Prof. Dr. Hans-Christoph Vahle hat hierfür den Begriff „Lichtteiche“ geprägt – bieten für Land- und Gartenbesitzende eine hervorragende Möglichkeit das heimische Ökosystem zu stärken. Sie sind flach, dürfen auch mal austrocknen und locken seltene Arten in den eigenen Garten. Außerdem zeichnen sie sich durch ihre natürliche Ästhetik aus.
Die Unterscheidung zum „normalen“ Fischteich ist hierbei essenziell. „Während in gängigen Teichratgebern das Argument der „frostfreien Tiefe“ aus Zeiten stammt, in denen es beim Teichbau nur um die Fischzucht ging, ist eine große Wassertiefe bei fischfreien Gartenteichen weder notwendig noch erwünscht. Gefährdete Amphibien wie Kreuzkröten, Gelbbauchunken oder Laubfrösche haben stark abweichende Ansprüche an ihre Laichgewässer. Ihnen wird die frostfreie Tiefe sogar zum Verhängnis. Durch die dort im Winter überdauernden Fressfeinde haben die Kaulquappen der meisten und vor allem der seltenen Amphibienarten kaum keine Möglichkeit sich zu entwickeln“, so Ralf Berkhan, Diplom-Biologe und NABU-Amphibienexperte.
Ein Teich mit guten Startbedingungen
Wer einen Naturgartenteich anlegen möchte, steht häufig erst einmal vor vielen Fragen. Beim „Lichtteich“ geht es vor allem darum, diesen vor dem Zuwuchern zu schützen. Wer gefährdeten Tier- und Pflanzenarten wenigstens temporär einen Lebensraum schaffen möchte, sollte zunächst für gute Startbedingungen sorgen. „Ein Gartenteich muss gepflegt werden und kann nicht einfach der Natur überlassen werden. Wenig oder besser gar keine Gehölze und viel Sonne in Teichnähe, beim Bepflanzen auf wuchernde Pflanzenarten verzichten, eine Möglichkeit zum Ablassen des Wassers einplanen und den Teichboden eben und nur mit einer flachen Senke zur Mitte graben“, beschreibt Berkhan die Maßnahmen, um Schlammbildung und Zuwuchs auszubremsen und die Pflege des neuen Gartenteichs zu vereinfachen. Die Wahl der richtigen Pflanzenarten ist dabei von entscheidender Bedeutung. Allgemein gilt: nur Pflanzen ansiedeln, die kurze oder gar keine Ausläufer bilden und kompakt wachsen.
Den „Lichtwasserteich“ mit regelmäßiger Pflege erhalten
Nach Anlegen des Teichs gilt es die wichtigsten Pflegetipps zu beachten. Außerhalb der Entwicklungsphasen von Laich und Kaulquappen trägt ein regelmäßiges Ablassen des Wassers tatsächlich zur Artenvielfalt bei und verlangsamt den Prozess des Zuwachsens. Um Laubeintrag im Herbst zu verhindern, eignet sich zu dieser Jahreszeit ein Laubnetz über dem Teich. Erst nach mehreren Jahren sollte der Teich das erste Mal entkrautet und grundentschlammt werden.
Info-Broschüre bestellen
Wie genau ein Flachwasser-Gartenteich angelegt werden kann, der nicht nur von den häufig vorkommenden Arten bewohnt wird, welche spezifischen Pflanzengesellschaften wo ihren Platz finden und ein detaillierter Bauplan – darüber klärt der NABU Niedersachsen mit dem NABU-Leitfaden ‚Pflanzengesellschaften von Flachwassergartenteichen‘ auf. Er bietet Anregungen und Anleitungen für die Planung eines neuen Gartenteiches. Der Leitfaden ist gegen drei Briefmarken zu 85 zu beziehen:
NABU Niedersachsen
Stichwort ‚Lichtteiche’
Alleestr. 36
30167 Hannover