Lebensraumverlust und falsch verstandene Tierliebe
Igel unter Druck: Igel brauchen die Hilfe von uns Menschen - nicht zum Überwintern, sondern zum Überleben. Mehr →
Leere Nistkästen, Erdlöcher und Laubhaufen können dem Siebenschläfer als Winterquartier dienen. - Foto: Michael Hoekl
11.Oktober 2023 - Viele Zugvögel haben uns bereits gen Süden verlassen und die Tage werden merklich kürzer – der Herbst steht vor der Tür, aber noch sind keine Fröste in Sicht. Eine gute Zeit, im naturnahen Garten aktiv zu werden, diesen auf den Winter vorzubereiten und für ein blühendes Frühjahr zu sorgen. Der NABU Niedersachsen gibt Tipps, wie im Herbst im eigenen Garten etwas für die Artenvielfalt getan werden kann und erklärt, wieso unbedingt auch Kinder und Jugendliche in die Aktivitäten einbezogen werden sollten.
Darüber hinaus kann das Laub auf den Beeten sowie unter der Hecke verteilt werden. Es bietet Kleinlebewesen einen Unterschlupf und Vögeln sodann ein abwechslungsreiches Buffet. Insbesondere Amsel und Kohlmeise lassen sich im Herbst dabei beobachten, wie sie emsig die Blätter herumdrehen, um nach Schnecken und Asseln zu suchen. Das in den Beeten verteilte Laub dient zudem als Frostschutz und später auch als natürlicher Dünger. Diesen Prozess können Sie unterstützen, indem Sie das Laub für eine bessere Belüftung mit Reisig und Zweigen auflockern.
Wer Material von Ast- und Heckenschnitten oder andere Gartenabfälle hat, sollte diese nicht häckseln oder auf dem Wertstoffhof entsorgen. Schichten Sie sie stattdessen in einer Ecke des Gartens zu einem Totholzhaufen auf! Käfer, aber auch größere Lebewesen wie der Igel fühlen sich dort während der kalten Jahreszeit wohl.
NABU-Tipp #2: Stauden mit Frucht- und Samenständen sowie hohlen Halmen nicht zurückschneiden
Gehen Sie beim herbstlichen Rückschnitt von Stauden und Sträuchern mit Bedacht und Zurückhaltung vor! Vor allem abgeblühte Stauden und andere Gewächse mit Frucht- und Samenständen sowie hohle Halmen sollten erst im nächsten Frühjahr zurückgeschnitten werden. Denn Insekten nutzen hohle Stängel oft zum Überwintern. Auch befinden sich in den Halmen häufig Insektenlarven, die diesen erst im Frühjahr verlassen. Gerade in den nahrungsarmen Wintermonaten dienen diese Halme und stehengelassenen Fruchtstände vielen Vogelarten als abwechslungsreiches und natürliches Buffet.
Auch Gräser und Hortensien sollten im Herbst noch nicht zurückgeschnitten werden. Die Pflanzen sind im ungeschnittenen Zustand besser vor Frost und Kälte geschützt. Von Raureif und Schnee bedeckt erzeugen sie eine besonders schöne Winteratmosphäre.
NABU-Tipp #3: Blumenzwiebeln einpflanzen und Staudenbeete anlegen
Der Herbst ist ein guter Zeitpunkt, um Blumenzwiebeln einzupflanzen und neue Staudenbeete anzulegen. Schneeglöckchen, Winterling und Blaustern gehören zu den ersten Frühlingsboten und blühen bereits ab Februar. Stauden treiben jedes Jahr wieder aus und erfordern nach dem Einpflanzen weniger Arbeit. Viele heimische Pflanzen, wie Mädesüß, Blutweiderich oder Tauben-Skabiose sind Nahrung für Schmetterlingsraupen, die wiederum von Vögeln zur Jungenaufzucht im Frühjahr dringend benötigt werden.
Auch neue Gehölze können jetzt im Herbst gepflanzt werden. Besonders empfehlenswert für den Naturgarten sind frühblühende Gehölze wie Weide und Kornelkirsche.
NABU-Tipp #4: Nistkästen reinigen
Die Brutsaison der Singvögel ist abgeschlossen und viele sind bereits in den Süden gezogen. Damit sie im nächsten Frühjahr wieder saubere Nistmöglichkeiten vorfinden, sollte man jetzt Nistkästen öffnen und mit einer Bürste das alte Nistmaterial mitsamt den möglicherweise eingenisteten Parasiten entfernen. Dabei ist es sinnvoll, Handschuhe zu tragen. Chemie sollte dabei nicht zum Einsatz kommen. Leere Nistkästen bieten zudem den Singvögeln, die in Deutschland überwintern, einen Unterschlupf für kalte Nächte. Auch Siebenschläfer und Haselmaus nutzen Nistkästen gerne als sicheren Ort für ihren Winterschlaf.
NABU-Tipp #5: Winterquartiere anlegen
Natürlich können auch jetzt bereits neue Nistkästen aus Holz gebaut und angebracht werden – vom Meisenkasten für Blau- oder Kohlmeise über Sperlingskästen, Baumläufer- und Kleiberkästen bis zur Halbhöhle für Grauschnäpper, Rotschwanz und Co. Ebenfalls sehr beliebt ist der Bau einer „Igelburg“, die leicht aus Holz gefertigt werden kann. Darin können die Stacheltiere geschützt den Winter verbringen. Überdeckt mit Ästen und Laub und an einer etwas erhöhten, trockenen Stelle im Garten aufgestellt, etwa unter einer Sträucherhecke, sind solche Igelburgen ideale Quartiere.
NABU-Tipp #6: Kinder und Jugendliche in die Gartenarbeit einbeziehen
Auf diese Weise bekommen junge Menschen einen direkten und praktischen Bezug zur Natur, erlangen Artenkenntnis, lernen die Jahreszeiten kennen und können mit der sie umgebenden Natur Empathie aufbauen. Deshalb sollten sich Kinder und Jugendliche in alle praktischen Aktivitäten im naturnahen Garten einbringen. Nur so können sie Kenntnis der dortigen Lebensräume gewinnen und Neugier für das spannende Leben von Igel, Rotkehlchen, Spitzmaus, Zaunkönig, Marienkäfer, Frosch und Co. entwickeln.
Und selbst wenn der Nistkasten noch so krumm und schief sein sollte: Ein Kind, das ihn selbst gebaut hat, wird es nicht vergessen, wenn die erste Blaumeise einzieht und eines Tages ihre Jungen ausfliegen. So entwickelt sich ein Interesse an der Vogelwelt und der Natur. Auch wenn gepflanzt wird, sollten Kinder und Jugendliche Teil davon sein: Sie kommen mit der Erde und so manchem Bodenlebewesen in Berührung oder können sich über den Haselnussstrauch freuen, dessen Früchte schon in wenigen Jahren ein Buffet für Eichhörnchen und Vögel bieten. Die Einsaat von zertifiziertem Regio-Saatgut, um den Garten mit vielen besonders gut geeigneten Wildpflanzen für Insekten weiter aufzuwerten, ist eine weitere Möglichkeit, jungen Menschen in diesen Herbsttagen die Faszination Natur weiterzugeben.
Wer Wildtieren im naturnahen Garten helfen möchte, kann ein kleines Info-Paket anfordern, das der NABU Niedersachsen bereithält. Es besteht aus der ausführlichen Bauplansammlung zu Nisthilfen (inklusive Igelburg) und der reich bebilderten Broschüre „Gartenlust“. Dazu einfach einen 5-Euro-Schein unter dem Stichwort „Herbstgarten“ an den NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover, senden.
Igel unter Druck: Igel brauchen die Hilfe von uns Menschen - nicht zum Überwintern, sondern zum Überleben. Mehr →
Herbstzeit ist Pflanzzeit. Jetzt an die nächste Gartensaison denken und Vorbereitungen für einen naturnahen Garten treffen! Mehr →
Die Brutzeit ist beendet und etwaige Wintergäste sind noch nicht auf Quartierssuche: Der September ist die ideale Zeit, den Nistkasten zu reinigen. Mehr →